2022-10-29 Michel de Montagne

Nur 30km von Begerac treffen wir auf das Schloss Montagne, der Geburtsort von Michel Montagne bzw. Eyquem 1533-1592. Im Laufe seines Lebens passt er seinen Namen, dem väterlicherseits geerbten Schlossnamen, an.

Sein Leben und Wirken wird an diesem Ort stattfinden.

Michel de Montagne

Michel Montagne, Jurist, Philosoph Skeptiker und Humanist gilt als Begründer der Essayistik. Mit 38 Jahren gibt er den Ratsvorsitz im Parlament von Bordeaux auf und konzentriert sich ausschließlich auf die Selbsterforschung. Der Ort, der ihm diese Zentrierung ermöglicht, sind die Räume im Turm des Schlosses, die niemand anderes betreten darf. Aber Denken braucht auch Bewegung und die holt er sich durch lange Reitausflüge in die Wälder und Wiesen um Bordeaux. Denn das Reiten ist zeitlebens seine große Leidenschaft.

In seiner letzten Lebenshälfte unternimmt er eine Reise per Pferd nach Rom und bereist so Frankreich Deutschland und Italien. Letztlich muss er diese Reise abbrechen, da er in Abwesenheit zum Bürgermeister von Bordeaux berufen wird.

„1572 beginnt Montaigne mit der Niederschrift des ersten Buchs der „Essais“.

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Der Katholik Michel de Montagne erlebt hautnah die blutigen Kämpfe zwischen Katholiken und protestantischen Hugenotten, die ihren Höhepunkt in der Pariser “Bluthochzeit“ 1562-1598 findet (Hochzeit zwischen der Schwester des Königs und dem Hugenotten Heinrich von Navarra). Was eine Versöhnung der beiden Lager sein könnte, eskaliert aufgrund eines Anschlages auf einen hochrangigen Hugenotten und die Positionierung von König Karl dem IX zur katholischen Seite, zu einem Gemetzel. Opfer sind die Hugenotten.

Michel de Montagne plädiert zeitlebens für eine Würdigung aller Argumente bei differierenden Positioen. Es bildet sich eine dritte Partei heraus, die Politik.

Ich lasse mich in meinen Beziehungen zu den Großen von keinerlei Leidenschaft treiben, von Haß sowenig wie von Liebe, und mein Wille ist weder durch erlittene Kränkungen noch durch mir erwiesene Dienste geknebelt. Ich betrachte unsere Könige mit einer lediglich von Gesetzestreue und Bürgerpflicht bestimmten Anhänglichkeit, die meine Privatinteressen nicht mehren und nicht mindern – und dazu beglückwünsche ich mich. Auch die gerechte Sache beschäftigt mich nur in Maßen, ohne jeden Überschwang. Gegen Bindungen und Verpflichtungen, die sich unseres Innern bemächtigen wollen, bin ich gefeit. Zorn und Haß liegen jenseits dessen, was der Gerechtigkeitssinn uns auferlegt. Ich könnte im Notfall wahrhaftig – und ich scheue mich nicht, es zu gestehn – ohne Bedenken dem heiligen Michael eine Kerze darbringen und eine zweite seinem Drachen. Ich würde der gerechten Sache bis an den Scheiterhaufen folgen, aber, wenn es sich vermeiden läßt, nicht hinein.

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Nach so viel Geschichte und Input suchen wir uns ein nettes Plätzchen zum Verweilen. Ganz in der Nähe finden wir die traumhaft gelegene Wassermühle von Porchères.

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